Gemeinde Großerlach

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Bürgerinformation zum Windpark "Greut" - Bericht

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Bürgermeister Christoph Jäger, auch im Namen seiner ebenfalls anwesenden Kollegen Damian Komor (Mainhardt), Timo Wolf (Wüstenrot) und Dieter Zahn (Sulzbach/Murr), die rund 100 interessierten Bürgerinnen und Bürger, Gemeinderäte aus den Gemeinden Großerlach, Mainhardt, Wüstenrot und Sulzbach/Murr, sowie die Herren Gaupp, Strohm, Gerke und Kowalski von der WPD AG in der Gemeindehalle. Jäger kritisierte eingangs, dass die Rechtslage in Baden-Württemberg für die Bürgerschaft sehr undurchsichtig wäre, da in den verschiedenen Regionen und Landkreisen andere  Regeln gelten würden, bzw. Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen nicht einheitlich durchgeführt würden. Gemeinden, die wie Großerlach und seine Nachbargemeinden an Kreis- und Regionsgrenzen liegen, seien hiervon besonders nachteilig betroffen. Beispielhaft erwähnte er ein Vorhaben in einem Nachbarlandkreis, welches offensichtlich im vereinfachten Verfahren ohne jegliche Form der Bürgerbeteiligung und Beteiligung von Nachbargemeinden durchgeführt werden soll. Dies sei grundsätzlich auch im Falle des geplanten Windparks in Spiegelberg möglich, man habe sich aber im Kollegenkreis darauf verständigt, dass hier eine Beteiligung stattfinden soll. Die WPD habe ohne Rechtspflicht auf freiwilliger Basis hierzu eingewilligt. Dass sie sich nun bereits vor Einleitung eines förmlichen Genehmigungsverfahrens in einer Informationsveranstaltung Fragen aus der betroffenen Bürgerschaft stellt, sei insoweit keine
Selbstverständlichkeit und müsse respektiert werden.

Herr Strohm (WPD) führte anhand einer Präsentation durch die bis jetzt erfolgten Planungsschritte und das weitere Vorgehen, falls das Projekt in die Antragsphase gelangt. Der Standort „Greut“ sei auf Grund von positiven  Windmessungen, welche eine hohe Windhöffigkeit ergeben haben, von großem Interesse. Geplant ist die Errichtung von 4 Windkraftanlagen mit einer Gesamthöhe von 217m (149m Nabenhöhe, 136m Rotordurchmesser). Zum Vergleich: Die Anlagen bei Löwenstein haben eine Gesamthöhe von 184m. Der von der Landesregierung vorgegebene Mindestabstand von 700m werde in allen umliegenden Orten gewährleistet. Der Abstand zum nächstgelegenen Wohngebäude in Neufürstenhütte beträgt 920m.
Laut den durchgeführten Berechnungen wird bei der Lärmemission der gesetzliche Grenzwert (nach TA Lärm) für ein „reines Wohngebiet“ eingehalten. Die Berechnungen zum Thema Schattenwurf haben ergeben, dass stellenweise Überschreitungen der maximal zumutbaren Zeiten mit „Schlagschatten“ (maximal 30 Stunden/Jahr und 30 Minuten/Tag) möglich seien. Um diese Grenzen einzuhalten, seien die Anlagen mit einer automatischen Abschalteinrichtung ausgerüstet. Bei den Berechnungen ist zu beachten, dass diese jeweils von „Worst-Case“ Szenarien ausgehen. Dies bedeutet, dass die zugrunde gelegten Emissionen im tatsächlichen Betrieb nicht wirklich erreicht würden. Strohm betonte, dass es noch einige Zeit dauern werde, bis der Antrag fertig gestellt sein wird und konkrete Gutachten von externen Gutachten angefertigt werden können.
Im Anschluss an die Präsentation gab es die Möglichkeit, Fragen an die anwesenden Vertreter der Firma WPD zu stellen.

Die meisten Fragen der Bevölkerung kamen zu den Themen Schall- und Lichtemissionen und Naturschutz/Artenschutz, zu welchen Herr Strohm und sein Kollege Gaupp soweit sie dazu in der Lage waren, offen Stellung bezogen. Die wiederholt geäußerten Sorgen bezüglich möglicher Beeinträchtigungen der Gesundheit durch naheliegende Windkraftanlagen konnten hierbei jedoch offenkundig nicht völlig ausgeräumt werden. Während in manchen Ländern hierzu zunächst weitergehende Untersuchungen angestellt werden sollen, bzw. zur Sicherheit Mindestabstände von über 1.200 m oder gar 3.000 m zur Wohnbebauung verlangt werden, soll in Baden-Württemberg nach wie vor ein Mindestabstand von 700 m ausreichen. Dies wurde bei verschiedenen Wortmeldungen aus der Bürgerschaft deutlich in Frage gestellt und kritisiert.
Mehrere Anfragen kamen auch zum Thema „Zuwegung“, d.h. die Anlieferung der Maschinen und Bauteile. Die zunächst favorisierte Zuwegung über das Rottal scheide nach aktuellem Stand der Dinge aber aufgrund naturschutzrechtlicher Gegebenheiten eher aus. Nun werden andere Möglichkeiten geprüft. Der Anschluss an das Stromnetz soll über Sulzbach erfolgen. 
Genehmigungen für den Bau und Betrieb von Windkraftanlagen werden in der Regel für 20 Jahre erteilt. Wenn eine längere Nutzung angestrebt werde, müsse ein erneutes Genehmigungsverfahren durchgeführt werden, so Strohm. Wenn die Windkraftanlage nicht weiterbetrieben werden soll, müsse diese vom Betreiber bis hin zur Sockelunterkante des Fundaments abgebaut werden und die Kabel wieder aus dem Wald entfernt werden. Die Finanzierung des Rückbaus ist mittels einer Bankbürgschaft abzusichern.
Seitens der WPD werde es angestrebt, den Genehmigungsantrag in der zweiten Hälfte des Jahres 2017 einzureichen und die Planungen bis Ende 2018 abzuschließen, um so Anfang 2019 mit dem Bau beginnen zu können.
Obwohl der WPD wie eingangs erläutert rechtlich die Möglichkeit des vereinfachten Genehmigungsverfahrens gegeben wäre, bestätigten die Projektierer, dass sie wie besprochen beim Windpark „Greut“ das förmliche Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung wählen werden.
Bürgermeister Jäger betonte hierzu, dass er sich gemeinsam mit seinen Kollegen, und übrigens auch ausdrücklich mit der Unterstützung des Spiegelberger Kollegen Bürgermeister Bossert, dafür einsetzen werde, dass diese Zusage auch eingehalten wird.
Die Vertreter der WPD standen nach den Fragerunden für angeregte persönliche Gespräche zur Verfügung. Zudem präsentierten sie eine Visualisierung des Windparks. Die Aufnahmen zeigten eine Fotomontage der Anlagen, ausgehend von diversen Standorten in den betroffenen Gemeinden Spiegelberg, Mainhardt, Wüstenrot und Großerlach.
Zum Abschluss bedankte sich Bürgermeister Jäger bei den Beteiligten und Besuchern für den letztlich sachlichen und respektvollen Umgang. Dies falle bei einem derart schwierigen und auch emotional behafteten Thema nicht leicht. An der hier unter Beweis gestellten Diskussionskultur könnte sich manch einer, auch in der Politik, ein Beispiel nehmen.

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