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Was haben das Komponieren eines Musikstücks und das Malen eines Bildes gemeinsam? Mit dieser rhetorischen Frage begrüßte Bürgermeister Christoph Jäger die zahlreichen Gäste, die der Einladung zur Vernissage mit Gabi Hermann gefolgt waren. Mit Unterstützung von Andre Veith, der am Klavier eine Bluesimprovisation aus den weiß-schwarzen Tasten zauberte, beantwortete er die eingangs gestellte Frage. So entstünde ein Musikstück Ton um Ton, zunächst in einem losen Gefüge, bis sich dann langsam eine Melodie, und schließlich ein fertiges Werk herauskristallisieren würden. Mit der Malerei, so schlug er dann die Brücke zur Einführung, verhielte es sich genauso. Erste Pinselstriche auf einer unschuldig weißen Leinwand beginnen langsam Form anzunehmen, ein Bild nimmt Gestalt an – und nicht selten entwickelt es dann eine Eigendynamik bis zum fertigen Werk, die dem Künstler, der Künstlerin sozusagen den Pinsel aus der Hand nimmt. Beides könne man nicht erzwingen, beides müsse man zulassen. Er führte dann mit launigen Worten in die Kunst von Gabi Hermann ein, wobei er immer wieder für einzelne Entwicklungsphasen oder Techniken konkrete Gemälde der Ausstellung als Beispiel nannte. Besondere Betonung fand seine Beobachtung, dass sich Gabi Hermann mit ihrer Kunst keinen Zwängen oder festen Rahmen unterwerfe, sondern sich immer wieder auf Neues einlassen würde – und dabei auch durchaus das Risiko nicht scheue. Sinnbildlich für diese Bereitschaft, sich sowohl als Künstlerin, als auch im Leben, auf Unbekanntes einzulassen, sei die Installation mit dem Titel „Ich setzte meinen Fuß in die Luft, und sie trug“. Jäger erläuterte weiter, dass Gabi Hermann diese Freiheit aber nicht nur sich selbst, sondern auch dem Betrachter einräume. Ihre Werke setzen eine Fährte, wohin die Reise gehen könnte, lassen dem Betrachter aber zugleich genügend Spielraum für eigene Wahrnehmungen und Interpretationen. Die figürliche Darstellung der bisweilen in intimen Momenten eingefangenen Menschen bringe deren Gefühlswelt schon deutlich zum Ausdruck. „Aber,“ so Jäger weiter „Gabi Hermann überlässt es dem Betrachter, diesen Figuren, diesen Menschen ein Gesicht zu geben.“ Er lud abschließend die Gäste dazu ein, das von der Sulzbacher Künstlerin gewählte Motto der Ausstellung „Bilder sind wie Briefe“ zugleich als Aufforderung zu verstehen, in diesen gemalten Briefen zu lesen. „Lesen Sie zwischen den Zeilen, lassen Sie sich fallen, setzen Sie dabei Ihren Fuß in die Luft – und Sie werden sehen: Sie trägt.“
Gabi Hermann bedankte sich mit emotionalen Worten für den außerordentlich herzlichen Empfang im Großerlacher Rathaus. Selten habe sie sich mit ihren Bildern dermaßen willkommen und aufgenommen gefühlt. Andre Veith, der mit seinem Klavierspiel einen hervorragenden musikalischen Rahmen schuf, gelang es zum Abschluss, Bürgermeister Jäger zu einem gemeinsamen Liedvortrag zu bewegen. Danach verweilten die Gäste noch lange im Rathaus und genossen die Ausstellung und persönliche Gespräche.