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Das schlafende Welschenmädchen fand wieder seinen Platz auf dem Graber Friedhof. Die anlässlich der Enthüllungsveranstaltung in Wort und Musik erzählte Geschichte des Kindes rührte dabei erneut Zuhörer zu Tränen.
Es ist schon eine bewegende Geschichte, die der verstorbene Heimatkundler und Buchautor Josef Holub seinerzeit im Gemeindearchiv ausgegraben, und sodann als Kurzgeschichte zu Papier gebracht hat. Und das Besondere daran ist nicht nur, dass die vom Vater des Kindes geschaffene Skulptur bis heute erhalten ist, sondern dass man sie ebenfalls bis heute immer wieder mit frischem Blumenschmuck versehen antrifft. All dies regte Markus Stricker, den Kopf der Mundartband Wendrsonn, dazu an, ein Lied aus dieser Geschichte zu schreiben, das Wiagalied. Als Bürgermeister Christoph Jäger ihm erklärte, man wolle die Restaurierung und zugleich Fertigung einer Replik der Skulptur des schlafenden Kindes in Auftrag geben, versprach der Bandleader, dass Wendrsonn eine angedachte Enthüllung auf dem Graber Friedhof musikalisch umrahmen würde. Und genau dieses Versprechen wurde nunmehr eingelöst.
In seiner Begrüßung der zahlreichen – teilweise aus weither angereisten – Gäste erklärte Bürgermeister Jäger, dass es sich bei der Skulptur des Schlafenden Mädchens nicht nur um ein wertvolles Stück Heimat- und Kulturgeschichte handelt. Dieses „Zigeuner – oder Welschenkind“ sei zugleich auch ein Mahnmal für Toleranz und Respekt – und gegen Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit. Die Geschichte des Kindes und seiner Bestattung auf dem Graber Friedhof sei äußerst lehrreich – und gerade auch heute so aktuell wie eh und je. Die wunderschöne aus Stein gehauene Figur als Beweis tiefer Vaterliebe habe die Menschen in Grab seinerzeit dazu bewogen, Vorurteile und Vorbehalte zu überwinden. Und das sei für die damalige Zeit sicherlich keine Selbstverständlichkeit gewesen. Jäger dankte den zahlreichen Spendern, welche die durch den örtlichen Steinmetz Walter Wieland liebevoll und fachmännisch durchgeführte Restaurierung und Fertigung der Replik ermöglicht haben.
Nach einer ersten musikalischen Einlage von Wendrsonn las dann Georg Holub, der Sohn des Verfassers der Geschichte „Nur ein Welschenmädchen“ Josef Holub, die Geschichte vom im See bei Grab ertrunkenen Töchterchen eines italienischen Straßenbauarbeiters vor. Entgegen anfänglicher Vorbehalte wegen der fremdländischen Herkunft und katholischen Religionszugehörigkeit des Kindes, wurde es damals schlussendlich doch auf dem Graber Friedhof bestattet – noch dazuhin unter reger Anteilnahme der Bevölkerung. Sogar der Schulchor sang anlässlich der Beerdigung des Mädchens. Ursächlich für den Sinneswandel der Verantwortlichen war eben die rührende und handwerklich eindrucksvolle Skulptur, die der Vater des Kindes in zwei Nächten aus einem Sandstein gefertigt hatte.
Dann trugen die Musiker der Band Wendrsonn ihr wunderschönes „Wiagalied“ live und ausschließlich mit akkustischen Instrumenten vor – und spätestens hier brachen beim Publikum die Dämme. Nach der Enthüllung der originalgetreuen Replik, die künftig auf dem Graber Friedhof einen festen Platz hat, rundeten Wendrsonn die Veranstaltung mit ihrer verträumten Naturparkhymne „Da bin i dahoim“ ab. Das anschließende Ständerling fand auf der Wiese vor dem alten Rathaus in Grab statt; dort, wo in der Heimatstube künftig die restaurierte Originalskulptur des schlafenden Kindes vor schädlichen Einflüssen geschützt untergebracht werden soll.
Im Internet kann ein Kurzvideo der Veranstaltung angeschaut werden.